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Übersicht > Medien > Bücher > Buchtitel > W > wahres Verbrechen, Ein

    >> Vor- und Nachteile / Bewertung
Vorteile:
ein bißchen mehr als der normale Thriller...

Nachteile:
...aber nicht viel mehr...




Time to say goodbye...
Bericht wurde 2704 mal gelesen Produktbewertung:  befriedigend
Bericht wurde 1 mal kommentiert Berichtbewertung: 

Plädoyers gegen die Todesstrafe gibt es viele, in Schriftform und auf Zelluloid. Eines der berühmtesten Beispiele ist wohl „Dead Man Walking“ mit Susan Sarandon und Sean Penn.

Bücher, in denen man mit dem Protagonisten, mit dem Helden des Buches, sympathisiert, gibt es auch viele.

Obwohl „ein wahres Verbrechen“ von Andrew Klavan sowohl das Thema Todesstrafe als auch einen Helden beinhaltet, ist beides nicht gegeben. Dies ist glaube ich der Aspekt, der dieses Buch für mich so interessant gemacht hat. Daß es deutliche Schwachstellen hat möchte ich nicht verhehlen.

Der Roman ist ein teilweise autobiographisches Werk des Journalisten Steve Everett. Das journalistische Tätigkeiten sein ursprüngliches Betätigungsfeld sind, wird dem Leser recht schnell klar. Everetts bzw. Klavans Stil ist nicht unbedingt der ausschmückendste. Ich möchte mich hier der Worte eines von mir sehr geschätzten Autoren bedienen, der einmal sagte, ein Roman sei „literarisch“ nichts wert. Dies trifft durchaus auch auf dieses Werk hier zu. Teilweise unbeholfen klingen die Ausführungen Klavans. Doch dies tut dem Lesespaß keinen Abbruch, nein, es kommt ihm sogar entgegen, denn die Hektik, die dieser Roman ausströmt wird hierdurch noch unterstützt.

Schon in seinem Vorwort versucht Klavan klarzumachen, was man von seinem Roman erwarten kann und was nicht. Kein Plädoyer gegen die Todesstrafe, kein Plädoyer für ein besseres Rechtswesen; dafür die Geschichte zweier Männer, die beide ein Ziel haben – das Gerechtigkeit geschieht.

Frank Beachum, ein weißer Automechaniker, ist zum Tode verurteilt. Vor sechs Jahren soll er an einer Tankstelle die Ladenangestellte Amy Wilson erschossen haben. Der Roman beginnt um 06:21 Uhr des Tages, an dem Frank Beachum hingerichtet werden soll. In 17 Stunden und 39 Minuten wird man ihm im Todestrakt des Osage Staatsgefängnisses die Giftspritze setzen.

Steve Everett ist Zeitungsreporter bei den „St. Louis News“. Es ist Wochenende, Steve plant, mittags nach Hause zu gehen um mit seinem Sohn in den Zoo zu gehen. Um die Familie steht es gar nicht gut; Steve ist ein ziemlicher Chaot, er liebt seine Frau nicht und ist alles andere als treu. Und natürlich kommt auch an diesem Nachmittag etwas dazwischen. Eine Kollegin von Frank wird bei einem Autounfall schwer verletzt. Irgendwer muß für sie einspringen, und ihre Aufgabe an diesem Tag war keine leichte: sie sollte ein Interview mit Frank Beachum führen, der trotz scheinbar erdrückender Beweislast seine Unschuld beteuerte. Eine Aufgabe, die nun Steve übernehmen musste. Als er sich kurz die Akte greift, fallen ihm sofort Ungereimtheiten auf. Er beginnt zu recherchieren und vergisst alles Geplante.

Währenddessen bereitet sich Frank Beachum auf seine Hinrichtung vor. Sie scheint nun auch ihm unausweichlich zu sein, obwohl er immer noch auf Gottes Gnade wartet. Klavans Roman befasst sich zu einem sehr großen Teil mit den letzten Gedanken und Taten an diesem Tag, und dies ist sehr zermürbend. Man leidet mit ihm, und hier ist das sehr wörtlich zu nehmen. Sein fünf Buchseiten langer Brief an seine Tochter Gail hat mich zu Tränen gerührt und beim Lesen wirkliche Empörung über die scheinbar schreiende Ungerechtigkeit hervorgerufen.

„Vielleicht bist Du eine Professorin oder eine Raumfahrtwissenschaftlerin, wenn Du das hier liest, und dann siehst Du die Wörter, die ich falsch geschrieben habe oder was auch immer, und Du liest all diese Ratschläge und denkst Dir, dass Du es besser weißt als dieser einfache Mechaniker, der schon lange Jahre tot ist und im Gefängnis war. Und weißt Du was – wahrscheinlich weißt Du es wirklich besser. So schwer wäre das nicht. Aber ich wette, dass selbst Raumfahrtwissenschaftlerinnen ihre schlimmen Nächte haben, und wenn all die Sachen, die ich Dir gesagt habe, nichts bedeuten, dann ist es vielleicht das Wichtigste, dass ich gerade dieses Blatt Papier berührt und für Dich vollgeschrieben habe, und jetzt hältst Du es in der Hand und siehst es an, und wenn Du es lesen oder einfach nur berühren oder riechen kannst, wenn Du weißt, dass es mich einmal gegeben hat und dass ich Dich so sehr geliebt habe, dass ich gewollt habe, dass für Dich alles gut wird, dann ist es für Dich, wenn Du irgendwann einmal etwas hart oder grausam findest, vielleicht nicht mehr ganz so hart und grausam, wenn Du daran denkst. Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, was für Dinge Dir passieren oder wer Du sein wirst. Und das ist eigentlich meine Botschaft an Dich, Gail – ob Du ganz oben stehst oder die Dinge manchmal für Dich schief laufen oder was auch immer. Ich weiß, dass ich noch heute an einem Ort sein werde, an dem es keinen Schmerz und kein Elend gibt, und ich weiß, dass Jesus Christus an der Pforte auf mich warten wird, und ich weiß ganz sicher, dass er sagen wird, also, Frank, es hat hier oben ein paar Pannen gegeben, Mann, aber komm doch rein. Aber was ich jetzt hoffe, worum ich Ihn in diesem Moment bitte, ist, dass Er hier in dieser Welt, in diesem Brief so viel von mir zurückbleiben lässt, dass Du ihn zur Hand nehmen kannst, wann immer Du ihn brauchst, und Dir die Worte nun etwas bedeuten oder nicht, wird es sein, als ob ich bei Dir bin und Dir sage: Hier bin ich, Gail. Dein Vater ist hier.“

Während Steve sich weiter mit den Recherchen befasst, sieht sich Frank mit dem unmenschlichen Direktor und dem sadistischen Gefängnis-Reverend konfrontiert. Er möchte die Fassung behalten, möchte nicht vor seiner vierjährigen Tochter und seiner Frau zusammenbrechen, bei ihrem letzten Besuch. Doch es ist schwer für ihn.

Steve kommt immer mehr zu der Überzeugung, dass es sich um einen Justizirrtum handeln muß. Doch wie können Anwälte, Staatsanwälte, Richter und Ermittlungsbehörden derart offensichtliche Dinge übersehen? Das interessante an Steves Verhalten ist die Tatsache, dass er kaum Mitleid oder –gefühl für Frank empfindet. Sein Antrieb ist vielmehr das Gefühl, für Gerechtigkeit sorgen zu wollen. Und so vergisst er auch alles andere: die Interessen seiner Vorgesetzten, die Interessen seines Kindes und die seiner Frau, die ihn dann auch verlassen wird.

Frank quält sich unterdessen durch den letzten Besuch seiner Frau und seiner Tochter. Die Stunden sind die Hölle für ihn, er ist gefangen zwischen der Freude seiner Vierjährigen und der Verzweiflung seiner Frau. Durch Steves Auftauchen keimt neue Hoffung in Frank auf; denn entgegen seinen Anweisungen führt Steve kein emotionales Interview, sondern versucht weitere Fakten aus Franks Erläuterungen zu filtern.

Steves Wettlauf gegen die Zeit scheint immer aussichtsloser zu werden. Er trifft auf viele Hürden: die Zeitung droht mit Kündigung, seine Frau mit Scheidung, die Staatsorgane wollen im Wahljahr der wichtigen schwarzen Bevölkerung endlich die Hinrichtung eines Weißen präsentieren. Doch Steve lässt sich nicht aufhalten. Und dies macht den in vielerlei Hinsicht so verachtenswerten Reporter zu einem doch noch sympathischen Menschen. Und als solcher peitscht er durch die weiteren Seiten, bis zum letzten, zehnten Kapitel, das den Titel „97 gottverdammte Sekunden zu spät“ trägt. Ob ich damit das Ende verraten habe? Sag’ ich nicht...

Ich werde kein weiteres Buch von Andrew Klavan lesen. Die emotionsgeladene Atmosphäre, die er erzeugt, wird er in einer rein fiktiven Geschichte meiner Meinung nach nicht mehr erzeugen können. Steves Hektik, seine fragwürdiges Auftreten als Mensch; Franks Verzweiflung, seine immer wieder aufkeimende Hoffnung, sein strikter Glaube an Gott, seine Liebe zu seiner Familie – all dies sind Dinge, die Klavan zu transportieren wusste, weil er Zeuge und Beteiligter war. Seine schriftstellerischen Fähigkeiten sind meiner Meinung nach eher gering, und so möchte ich Andrew Klavan als den Verfasser eines sehr mitreißenden Buches in Erinnerung behalten...


Geschrieben am: 03. Dec 2001, 09:38   von: teajay



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